Begleitet, gehalten, gestärkt – 6 Bücher, die dich durchs erste Babyjahr tragen
- Chantal Wolfisberg
- 6. Nov.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Die ersten Lebensjahre eines Kindes prägen seine Entwicklung wie keine andere Zeit. Als Eltern bewegen wir uns in dieser Phase oft zwischen Staunen, Unsicherheit und dem Wunsch, unserem Baby Geborgenheit und Sicherheit zu schenken.

Die folgenden sechs Bücher sind mir auf diesem Weg zu wertvollen Begleitern geworden. Sie verbinden fundiertes Wissen mit Herz, schenken Vertrauen in die eigene Intuition und laden dazu ein, Beziehung achtsam, bindungs- und bedürfnisorientiert zu gestalten.
1. «Kinder verstehen» von Herbert Renz-Polster
Dieses Buch verbindet Entwicklungspsychologie mit Evolutionsbiologie und zeigt, warum Kinder so sind, wie sie sind. Renz-Polster erklärt, wie sich kindliches Verhalten aus der Menschheitsgeschichte heraus entwickelt hat und warum viele Erziehungsansätze an den natürlichen Bedürfnissen von Kindern vorbeigehen. Statt starre Regeln zu befolgen, ermutigt er Eltern, die Welt aus Kinderaugen zu sehen und auf ihre intuitiven Fähigkeiten zu vertrauen. Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und praxisnahen Beispielen hilft das Buch, Erziehung entspannter und bedürfnisorientierter zu gestalten.
Was mich an diesem Buch persönlich bereichert und mir die Augen geöffnet hat ist, der Blick in die Vergangenheit: Viele typische Verhaltensmuster sind evolutionär tief verwurzelt und werden heute oft missverstanden. Mit humorvollen Vergleichen zur Steinzeit zeigt Renz-Polster, warum viele kindliche Verhaltensweisen normal und sinnvoll sind. Hätten Babys in früheren Jahrhunderten alleine geschlafen oder wahllos grüne Blätter gegessen, hätten sie kaum überlebt. Wenn wir verstehen, wie Kinder sich von Natur aus entwickeln, fällt es uns leichter, sie gelassen zu begleiten, anstatt dagegen anzukämpfen.
Wenn du mehr von Herbert Renz-Polster lesen möchtest, findest hier mehr über sein Werk.

2. «Was dein Baby dir sagen möchte» von Vivian König
Dieses Buch unterstützt Eltern darin, die Signale ihres Babys besser zu verstehen und feinfühlig darauf zu reagieren. Es zeigt anschaulich, wie Babys über Mimik, Körpersprache und Laute kommunizieren – und welche Bedürfnisse dahinterstehen. Besonders spannend: Die QR-Codes zu den Dunstan-Babylauten helfen, das Weinen gezielt zu deuten. Ergänzend eröffnet die Babyzeichensprache eine frühe Form der nonverbalen Kommunikation. Fundierte Erkenntnisse werden hier mit praktischen Tipps verbunden, sodass Eltern ihr Baby achtsam begleiten und eine sichere Bindung aufbauen können.
Wie das Buch meine Perspektive verändert hat: Ich habe es erst entdeckt, als meine erste Tochter schon fast sechs Monate alt war – und war sofort fasziniert!
Die Dunstan-Babylaute eröffneten mir eine weitere Möglichkeit, die feinen Unterschiede zu erkennen: Neben Hunger oder Müdigkeit lassen sich damit auch Signale wie Schmerz, «mir ist zu heiss oder zu kalt» oder «ich muss aufstossen» leichter zuordnen. Für viele Eltern kann das eine grosse Entlastung sein. Auch mir bietet dieses Wissen bis heute eine hilfreiche Orientierung in der Praxis – gerade, wenn ich die Signale eines Babys einordnen und Eltern dafür sensibilisieren möchte.
Bezüglich Zwergensprache kam das Buch zum exakt richtigen Zeitpunkt: Nach der Lektüre war ich so begeistert, dass ich zusammen mit meinem Mann einen Babyzeichen-Kurs besuchte (finde hier aktuelle Angebote) und die Zeichen anschliessend nach und nach im Alltag beim Interagieren mit unserer Tochter einführte. Die App Babyzeichen Zwergensprache bot mir dabei jederzeit eine praktische Erinnerungshilfe.
Was wir danach erlebten, war unbezahlbar: Unsere Tochter begann die Handzeichen selbst aktiv einzusetzen und konnte so am Alltag und an unserer Kommunikation teilhaben. Die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse, Entdeckungen und Gedanken mit den Händen auszudrücken, machte sie sichtlich glücklich – und uns ebenso.
Ein Moment bleibt mir besonders lebendig in Erinnerung: Bei ihrem ersten Waldspaziergang auf eigenen Beinen entdeckte sie einen Tannzapfen, schaute mich strahlend an und machte das Zeichen für «Fisch». Zuerst war ich verblüfft – bis mir einfiel, dass wir am Vortag ein Buch mit einem Fisch betrachtet hatten. Für sie ähnelten die Schuppen dem Muster des Tannenzapfens. Ohne die Babyzeichen wäre mir diese wunderbare Verknüpfung verborgen geblieben.
Auch bei unserer zweiten Tochter war die Babyzeichensprache eine wertvolle Brücke – diesmal sogar noch einfacher: Die ältere Schwester half ihr, die Zeichen zu verstehen und anzuwenden, was ihre Bindung zueinander zusätzlich stärkte. Das gemeinsame Anschauen von Büchern bekam dadurch noch einmal eine neue Tiefe. Dieses Leuchten in den Kinderaugen, wenn sie sich gesehen und verstanden fühlen, ist jedes Mal aufs Neue zauberhaft.
Darüber hinaus beschreibt das Buch die enge Verbindung zwischen Hand- und Mundmotorik: Wer früh mit den Händen kommuniziert, unterstützt damit ganz nebenbei auch die Sprachentwicklung. Und tatsächlich: Beide Töchter sprachen früh und viel. Sie sind für mich die besten Beispiele dafür!

3. «artgerecht - Das andere Babybuch» von Nicola Schmidt
Dieses Buch bietet einen wissenschaftlich fundierten, aber alltagsnahen Blick darauf, was Babys wirklich brauchen. Basierend auf Erkenntnissen aus Evolutionsbiologie und Anthropologie zeigt es, warum natürliche Bedürfnisse wie Tragen, Stillen, Familienbett und achtsame Begleitung essenziell sind. Statt starrer Erziehungsmethoden vermittelt es, wie Eltern eine bindungs- und bedürfnisorientierte Umgebung schaffen können – angepasst an den modernen Alltag. Mit praktischen Tipps und liebevoller Klarheit unterstützt es Familien dabei, ein entspanntes und intuitives Miteinander zu finden.
Neben den zentralen Bausteinen wie einer möglichst natürlichen Geburt, Stillen und Füttern nach Bedarf, babygerechtem Tragen, einer achtsamen Sauberkeitserziehung und viel Nähe zur Natur fand ich besonders die Erfahrungsberichte im Buch wertvoll. Eltern teilen darin, was sie gerne früher gewusst hätten – und genau das war für mich unglaublich hilfreich.
Auch der Hinweis, dass weder ein perfekt eingerichtetes Kinderzimmer noch ein Kinderwagen zur Grundausstattung vor der Geburt gehören muss, hat sich bei uns total bewahrheitet.

4. «Bindung - Eine sichere Basis fürs Leben» von Fabienne Becker-Stoll
Dieses Buch erklärt, warum eine sichere Bindung in den ersten Lebensjahren die Basis für emotionale Stabilität und soziale Kompetenz ist. Basierend auf aktueller Forschung zeigt es, wie feinfühlige Eltern-Kind-Interaktion das Urvertrauen stärkt und welche Faktoren Bindungssicherheit fördern oder gefährden. Mit praxisnahen Tipps hilft es Eltern, die Signale ihres Kindes zu verstehen und darauf einzugehen – einfühlsam, verlässlich und alltagstauglich.
Ich hörte und las immer wieder, wie essenziell eine sichere Bindung ist – doch was bedeutet das konkret im Alltag? Lange Zeit blieb das für mich etwas abstrakt. Dieses Buch hat mir die fehlende Klarheit gegeben: Bindung entsteht nicht durch grosse Gesten, sondern durch die vielen kleinen Momente, in denen wir präsent sind, Trost spenden und zuverlässig auf die Signale unseres Kindes reagieren.

5. «Babyjahre» von Remo H. Largo
Und natürlich darf hier auch dieser Klassiker nicht fehlen:
In Babyjahre beleuchtet der renommierte Kinderarzt Remo H. Largo die frühkindliche Entwicklung aus biologischer Sicht. Largo gilt als einer der bedeutendsten Experten für Kindesentwicklung im deutschsprachigen Raum. Fast drei Jahrzehnte leitete er die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderspital Zürich, wo er die wohl umfangreichste Langzeitstudie zur kindlichen Entwicklung durchführte. Seine Forschung liefert bis heute wertvolle Erkenntnisse darüber, wie Kinder wachsen, lernen und sich entfalten.
Largo betont, dass jedes Kind einzigartig ist und sich in seinem eigenen Tempo entwickelt. Statt starrer Normen legt er den Fokus auf die natürliche Vielfalt gesunder Entwicklung. Für ihn bedeutet Förderung, eine liebevolle Umgebung zu schaffen, in der das Kind selbstbestimmt und geborgen sein Wesen entfalten kann.
Dieses Buch schenkt Eltern nicht nur fundiertes Wissen, sondern auch Zuversicht. Es nimmt Ängste und Unsicherheiten und stärkt das Vertrauen in den eigenen Weg als Eltern. Ein unverzichtbarer Begleiter für alle, die eine kindgerechte Erziehung leben möchten — gestützt auf Jahrzehnte wissenschaftlicher Erfahrung.

6. «Ich will bei euch schlafen» von Sibylle Lüpold
Dieses Buch beleuchtet die Schlafbedürfnisse von Babys und Kleinkindern aus bindungsorientierter Perspektive. Als Gründerin von 1001kindernacht® vermittelt die Autorin, warum Nähe und Sicherheit essenziell für guten Schlaf sind und wie Familien individuelle, bedürfnisorientierte Lösungen finden können, ohne Druck oder starre Konzepte.
Mit fundiertem Wissen und grosser Empathie unterstützt sie Eltern dabei, entspannter mit dem Thema Schlaf umzugehen und Wege für erholsame Nächte zu entdecken.
Schon kurz nach der Geburt unserer ersten Tochter richteten wir uns intuitiv ein Familienbett ein – es fühlte sich einfach richtig an. Wir konnten uns nicht vorstellen, sie weiter weg von uns schlafen zu lassen. Sie war von Anfang an eine gute Schläferin, wenn auch eher eine kleine Nachteule, und wir liessen sie ihrem eigenen Rhythmus folgen. Rückblickend war das genau die richtige Entscheidung für uns.
Als ich später, etwa ein Jahr nach ihrer Geburt, dieses Buch las und daraufhin die Ausbildung zur Schlafberaterin bei 1001kindernacht® absolvierte, wurde mir vieles klar: Unsere intuitive Entscheidung hatte eine solide, wissenschaftlich fundierte Basis. Schlaf lässt sich nicht «erziehen» – er wächst aus Vertrauen, Nähe und Sicherheit. Diese Erkenntnis hat mich tief berührt und bestärkt, unseren eigenen Weg weiterzugehen.
Für uns war und ist das Familienbett die passende Lösung. Das ist jedoch nicht bei allen Familien so, gemeinsames Schlafen kann auf ganz unterschiedliche Weise gestaltet werden. Welche Form davon zu euch passt, können wir gemeinsam erkunden – achtsam, individuell und alltagstauglich, nach dem Ansatz von 1001kindernacht®.
Fazit
Die sechs vorgestellten Bücher haben mir als Fachperson und Mama geholfen, ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse von Kindern zu entwickeln und unsere Bindung zu stärken. Sie zeigen, wie wichtig es ist, Kinder in ihrem natürlichen Entwicklungsprozess zu unterstützen und ihnen mit Achtsamkeit, Empathie und Respekt zu begegnen. Jedes dieser Werke bietet eine eigene Perspektive und konkrete, umsetzbare Impulse – von feinfühliger Kommunikation bis hin zu einer ganzheitlichen, bindungsorientierten Begleitung. Sie bestärken mich darin, auf meine Intuition zu vertrauen und gleichzeitig auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zurückzugreifen, um meine Kinder bestmöglich zu begleiten.
Hast du eines der erwähnten Bücher gelesen oder gibt es andere, die dich besonders inspiriert haben? Ich freue mich über den Austausch.
Falls du dich noch intensiver mit kindlichem Schlaf beschäftigen möchtest, findest du bei 1001kindernacht® viele wertvolle Informationen rund um bindungsorientiertes Schlafen.
Wenn du dir individuelle Begleitung wünschst, unterstütze ich dich gerne – sei es in einer Schlafberatung nach 1001kindernacht® oder in einer Craniosacral Behandlung. Beide Wege können helfen, mehr Ruhe und Vertrauen in euren Familienalltag zu bringen, dein Körperbewusstsein zu stärken und dich wieder mit deiner inneren Kraft zu verbinden.
© Chantal Wolfisberg, alle Rechte vorbehalten.


